Kurz gesagt
Künstliche Intelligenz kann Texte, Layout-Ideen und Code-Vorschläge in erstaunlicher Geschwindigkeit liefern. Das ist hilfreich – aber es ersetzt keine klare Strategie, keine gute Nutzerführung und auch nicht das saubere Handwerk. Dieser Artikel zeigt, wo KI punkten kann und wo ihre Grenzen liegen. Plus: ein praxistauglicher Hybrid-Workflow.
Die Versprechen – was KI heute wirklich gut kann (Pro)
- Schneller Start: KI liefert in Minuten erste Textentwürfe, Farbschemata, Bildideen oder einfache Seitenlayouts. Ideal, um „vom leeren Blatt“ wegzukommen.
- Varianten & Brainstorming: Fünf Headline-Alternativen? Drei Navigationskonzepte? KI spuckt Optionen aus, die man kuratieren kann.
- Wiederkehrende Aufgaben: Alt-Text-Vorschläge, Metabeschreibungen, einfache Bildkomprimierung oder das Umformulieren für Zielgruppen lassen sich teilautomatisieren.
- Code-Helfer: Komponenten-Snippets, Boilerplate, kleine Bug-Hinweise – KI ist ein nützlicher Pair-Programmer für Routinen.
- Übersetzen & Vereinheitlichen: Tonalität anpassen (formell/locker), Stil prüfen, Texte vereinheitlichen – gut für erste Rohfassungen.
Die Realität – warum „Eine Website auf Knopfdruck“ nicht klappt (Contra)
- Fehlendes Briefing = falsche Richtung: Ohne klare Ziele, Zielgruppen, Nutzenversprechen und Differenzierung optimiert KI an der Oberfläche. Es fehlen Story, Prioritäten und Fokus.
- UX ist Kontext, nicht nur Komponenten: Gute Nutzerführung entsteht aus Verständnis für Aufgaben, Barrieren und Erwartungen. KI kennt eure Kund:innen nicht – sie errät Muster.
- Marke & Tonalität: „Klingt okay“ ist nicht „klingt nach uns“. Markensprache, Werte, Proofs & Referenzen brauchen echtes Feintuning.
- Halluzinationen & Ungenauigkeit: KI erfindet schon mal Referenzen, Zahlen oder Features. Ohne Prüfung schleichen sich Fehler ein – mit rechtlichen Risiken.
- SEO ist nicht nur Keywords: Informationsarchitektur, interne Verlinkung, Suchintention, Ladezeit, strukturierte Daten – dafür braucht es Analyse und saubere Umsetzung, nicht nur „Keyword-Dichte“.
- Barrierefreiheit & Performance: ARIA-Rollen, Kontrast, Fokus-Reihenfolge, Cumulative Layout Shift – KI-Layouts sehen oft hübsch aus, sind aber nicht automatisch zugänglich oder schnell.
- Rechtliches & Bilder: Stock- und KI-Bildrechte, Persönlichkeitsrechte, Lizenzen, Impressum/Datenschutz – hier reicht „wird schon passen“ nicht.
- Wartung & Weiterentwicklung: Eine Website ist kein Einmal-Projekt. Inhaltspflege, Sicherheit, Backups, Tracking-Validität und A/B-Tests brauchen Verantwortlichkeiten.
Wo KI in Webprojekten am meisten hilft
- Kickstart fürs Konzept: Aus Stichpunkten Hypothesen für Zielgruppen, Nutzen, Einwände generieren lassen – danach von Menschen schärfen.
- Content-Rohfassungen: Landingpage-Outline, FAQs, Microcopy-Varianten – als Rohmaterial, das fachlich geprüft und markenkonform überarbeitet wird.
- Design-Ideen & Moodboards: Stilrichtungen, Bildwelten, Farbkombis als Inspirationsgrundlage, nicht als Endergebnis.
- Code-Boilerplate: Grundstrukturen, Utility-Funktionen, Testskelett – spart Zeit, wenn jemand die Qualität im Blick behält.
Der Hybrid-Workflow: So wird es in der Praxis gut
- Briefing first: Ziele, Zielgruppen, Kernbotschaft, Differenzierung, wichtigste Handlung (CTA). Das ist die Leitplanke für alle KI-Prompts.
- KI als Generator – Mensch als Redakteur: Entwürfe erzeugen lassen, dann Fakten prüfen, Tonalität anpassen, Beispiele ergänzen, Belege einbauen.
- UX-Review: Navigationslogik, Lesereihenfolge, Klarheit der CTAs, mobile Priorisierung. Mit echten Aufgaben testen („Finde Preis/Angebot/Kontakt“).
- Technik sauber umsetzen: Performance (Bilder, Fonts, Caching), Barrierefreiheit (Semantik, Kontraste, Fokus), SEO-Basics (Title, Meta, H1–H3, Strukturierte Daten).
- Proofs einbauen: Referenzen, Zahlen, Case-Studies, Zertifikate. KI darf formulieren, die Belege kommen von euch.
- Review & Go-Live-Checkliste: Rechtsseiten, Tracking (Consent), 404/Redirects, Sitemap, Open-Graph, Favicon, Core Web Vitals.
Erwartungen managen: Geschwindigkeit vs. Qualität
KI beschleunigt den ersten Entwurf. Die meiste Zeit entsteht aber bei Prüfung, Anpassung und Integration: Fakten verifizieren, Markensprache treffen, UX testen, Technik hartmachen. Wer diese Schritte weglässt, spart kurzfristig – und zahlt später mit schwacher Performance, schlechter Auffindbarkeit oder Nachbesserungen.
Wann „KI reicht“ – und wann nicht?
- KI reicht oft bei kleinen Microsites, Tests für Kampagnen-Landingpages oder internen Prototypen.
- KI reicht selten bei Markenauftritten, komplexen Leistungen, Webshops, mehrsprachigen Seiten, sensiblen Branchen (Recht, Medizin, Finanzen) oder bei klaren SEO-Zielen.
Fazit
KI ist ein starker Turbo für Ideen, Rohtexte und Routinecode. Eine gute Website entsteht trotzdem erst durch Strategie, UX-Verständnis, technische Qualität und verlässliche Inhalte. Wer beides kombiniert – KI für Tempo, Menschen für Qualität – bekommt schneller Ergebnisse, die wirken.
 
          